So ich behaupte mal ganz kühn das ich bis auf eine kleine Kleinigkeit bis zum 20.04. so ziemlich alles im Motorradbereich unterm Popo hatte was es so gibt! Sportler, Tourer, (Reise-)Enduro, klassische (meist naked) Mopeds, 125er, Roller, Chopper, neue Bikes so wie auch schon recht alte…
Auch habe ich selbst schon einige Hersteller mein Eigen genannt oder zumindest mal ein Proberitt gehabt… Klar, so Klassiker wie Suzuki, Honda, Kawasaki, Ducati, Aprilia, Piaggio, Vespa, Moto Guzzi, Yamaha… nur mal so als Auszug… Aber auch ein paar Exoten wie zum Beispiel Royal Enfield… Und klar das ein oder andere Modell und Hersteller hatte wirklich seinen Reiz und wäre ich auch fast schwach geworden… Ich muss einfach mal behaupten das es einfach zu viele schöne Motorräder gibt!
Also das wirklich Einzige was mir noch gefehlt hatte – *Trommelwirbel* – war ein Motorradgespann! Das bin ich bisher eben noch nicht gefahren…
Ich hatte allerdings schon öfter mal in den letzten Jahren über ein Gespann nachgedacht. Denn seit einigen Jahren betrachte ich es als absoluten Luxus nicht mehr auf ein Auto angewiesen zu sein und meine eigene Mobilität mit Roller, Motorrad, Gespann oder ÖPNV/Bahn zu ermöglichen… Aus meiner rein persönlichen Sichtweise wäre das echt was, kein Auto mehr besitzen zu müssen! Ausserdem habe ich das Gefühl, je älter ich werde, desto verrückter werden die eigenen Ideen oder Gedanken. Also musste ich einfach mal ein Gespann testen…
In letzter Zeit manifestierte sich immer öfter wieder diese fixe Idee noch weniger mit dem Auto zu fahren und statt dessen eben ein Motorrad oder Roller zu nutzen. Und obwohl Reifen für Motorrad oder Roller in den letzten Jahren eine sehr gute Qualität an den Tag legen das die auch hier bei uns im Winter eingesetzt werden können, habe ich trotzdem immer diesen leisen Zweifel das mir ein weiteres Stützrad vielleicht mich sicherer fühlen und auch bei bescheidener Witterung besser am Ziel ankommen läßt. Und das ist wahrscheinlich der Gedanke und Wunsch das ein Gespann mir dies vielleicht ermöglichen könnte. Ist ja im Prinzip auch ein Motorrad wo an einer Seite sich noch ein Stützrad sich befindet.
Also was machen, bevor ich mich blind in irgendwas reinstürze?
Um ein bisschen was über diese Thematik zu erfahren dachte ich mir das es nicht schlecht wäre sich mal ein bisschen in dieses Thema einzulesen. Also Suchmaschine meiner Wahl befragt was es so mit Beiwagen auf sich hat. Ich meine ich bin ja nicht der Erste und werde auch mit Sicherheit nicht der Letzte sein der sich mit solchen Gedanken geisselt, oder?
Tja und wie wahrscheinlich jeder Andere auch stolperte ich über diverse Beiträge in Foren und auf Webseiten. Für mich war es durchaus interessant heraus zu finden das es noch schwieriger ist einen guten Hinweis zu bekommen welches Gespann oder welche Art von Gespann zu einem paßt als bei einer Solomaschine!
Also muss jeder für sich ziemlich individuell entscheiden was passend ist und da geht es nicht nur darum zu entscheiden wieviele Zündkerzen das Gasgemisch für den Forttrieb entzünden. Also neben dessen was man bei einer Solomaschine für sich als besonders oder wichtig entscheidet, sind die beiden unterschiedlichen Arten wie eine Solomaschine an einem Beiwagen geklöppelt ist, also einmal starr (das ist das womit die wirklich allermeisten ein Motorradgespann in Verbindung bringen) oder als sogenannten “Pendler” oder “Schwenker” wo das Motorrad sich entweder alleine oder inklusive Beiwagen in die Schräglage legen läßt. Es gibt also keine Checkliste oder Punkte an denen man es irgendwie für sich vorab greifbarer machen könnte, man muss es wortwörtlich erfahren!
Für mich ist allerdings klar, wenn schon Gespann dann ganz klassisch starr am Beiwagen gedübelt…
Über eines sollte man sich im Vorfeld auf jeden Fall im klaren sein: wenn man vorhat im Winter zu fahren, hat man nicht wie bei einem Auto ein geschützten Raum vor den üblichen Witterungen! OK, da ich allerdings im Winter Motorrad und Roller fahre und beide für das komplette Jahr angemeldet sind, habe ich mittlerweile eine gute Ausstattung die mich vor den meist nicht so tollen Witterungseinflüssen schützt. Diese läßt mich auch im typisch rheinischen Winter, meist Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad bei Regen, nicht im Stich und hält für meine Zwecke genügend warm und trocken.
Und da ich mittlerweile nicht mehr tagtäglich bei Wind und Wetter ins Büro fahren muss wenn mal kein Auto bei tiefsten Temperaturen, Eis und Schnee zur Verfügung steht. Also ich denke für mich könnte ich neben Roller und Motorrad daher mit einem Gespann 99% meiner Mobilität ohne Auto gestalten. Bis hierhin schon mal gute Vorraussetzungen…
Mit diesen Gedanken mal ran an das Thema und im Netz mal schauen was so angeboten wird… Sowohl von privat als auch was es so für Hersteller von Gespannen gibt…
Klar, irgendwie stolpert man unweigerlich über den russischen Gespannbauer Ural! Aber das konnte ja irgendwie nicht alles sein… OK, um es hier schon mal vorweg zu nehmen, ein Vorteil bei einer Ural ist es das man alles aus einer Hand bekommt… Und ebenfalls sehr attraktiv bei einem solchen Russengespann ist es das die im Regelfall mit einem Kardan ausgerüstet sind, grade im Winter würde damit das lästige Ketten säubern und pflegen wegfallen…
In einer Schwesterzeitschrift von Motorrad News die nur über Motorradgespanne berichten habe ich eine Ausgabe gesehen, die nach meiner Recherche im Netz alle 3 potentiellen Gespanne getestet und begutachtet wurden. Als erstes ein Vergleich zwischen einem aktuellen Ural Gespann und dem recht unbekannten Hersteller Chang Jiang. Und dann noch ein Einzeltest über das aktuelle Mash Side Force Gespann.
Tja, beim Lesen von dem Einzeltest der Mash hatte ich das Gefühl dass die Gurke schon ziemlich geil aussieht, so rein optisch… Aber seht selbst:
Also schon wirklich schick! Allerdings versprechen die Daten eher nicht wirklich Spaß auf der Straße. Also ich bin ja mittlerweile in so einem Status gefangen das ich mit Sicherheit nicht mehr mit Warp 9 über die Autobahn düsen muss. Auch als Hindernis möchte ich nicht wirklich unterwegs sein und ein 40 Tonner im Nacken fühlt sich nicht gut an! Also damit scheidet das schöne Mash-Gespann aus. Echt schade, da der Preis einfach unschlagbar gewesen wäre…
OK, dann doch Ural oder Chang Jiang im direkten Vergleich mal lesen. Die Ural wäre schon was, vor allem weil Ural ähnlich wie bei BMW die Maschinen mit einem wartungsarmen Kardan ausgestattet sind! Keine Kette und somit kein lästiges Pflegen der Kette…
Aber der Preis! Laut Testbericht deutlich über 16 Kilo-Euro! Dafür bekommt man schon viele andere echt interessante Fahrzeuge… Aber auch die Ural wäre schon ein echt schickes Gespann, oder?
Naja allerdings unterliegt das aktuelle Ural Gespann im direkten Vergleich gegenüber dem Chang Jiang Gespann! Also den Bericht noch mal zugunsten dem Chinakracher lesen… Und nochmal und nochmal! Je öfter ich den Bericht gelesen habe, desto spannender wurde das Teil… Vor allem da das Gespann auch noch den Modellnamen Peking Express hat… Aus unserer europäischen Sichtweise eine vielleicht interessante Wortwahl…
Wer ist also dieser chinesischer Hersteller?!? Ein bisschen Recherche im Netz ergab das die schon seit über 70 Jahren für das chinesische Militär Motorradgespanne bauen. Also dürften die wissen wie das geht. Aber das soll ja nicht unbedingt was heissen… Denn oft hat man in der Vergangenheit schon gelesen das Chinakracher in der Qualität nicht wirklich dem entsprechen was wir hier in Europa so gewohnt sind… Allerdings bin ich Neuem gegenüber offen und überzeuge mich am Liebsten selbst… Denn heute gilt nicht mehr unbedingt das was wir über Chinakracher aus den letzten Jahrzehnten so erlebt und gelernt haben. Ich bin mir ziemlich sicher das wir chinesischen Hersteller in der heutigen Zeit vielleicht nicht mehr unterschätzen sollten. Denn ich denke das die mittlerweile echt dazu gelernt haben… Und ganz ehrlich: wer läßt nicht in China bauen? Selbst viele angeblich so dolle europäische Hersteller bauen nicht mehr hier bei uns, sondern lassen in China produzieren! Also warum sollen die nicht auch was auf die Räder stellen können was auch in unseren Augen als gut durchgeht?
Tja und der Peking Express ist nun wirklich nicht häßlich, oder?
Ich finde das Gespann kann sich durchaus neben einem Ural Gespann sehen lassen und brauch sich wirklich nicht verstecken. Ausserdem hat der Peking Express moderne Technik! Der Motor alleine ist ein Lizenznachbau von Kawasaki… Also von daher… Was soll daran schlecht sein?
Nächster Schritt, einen Händler finden der ein Gespann als Vorführer zur Verfügung hat. Also ab auf die Webseite von Chang Jiang Europe gehen und schauen ob es einen Händler gibt der nicht 500 Kilometer entfernt ist. Und siehe da, es gibt einen in Düsseldorf. Das Autohaus Herfurtner! Also Kontakt mit denen aufgenommen und einfach mal eine Mail dorthin geschickt… Naja bin halt immer noch ITler…
Allerdings wurde meine Mail sehr lange Zeit nicht beantwortet. Das hat mich allerdings nicht davon abgehalten das ich trotzdem mit meiner lieben Frau mal dorthin gefahren bin. Denn wenn schon Gespann, dann sollte auch die allerbeste Ehefrau von allen gefallen daran finden öfter im Beiwagen zu sitzen… Also einfach mal den Peking Express angeschaut und auch meine Frau fand das Gespann nicht häßlich und könnte sich also grundsätzlich damit abfinden damit mitzufahren…
Da es beim ersten Besuch bei dem Händler noch recht früh im Jahr war, hatte ich nicht direkt einen Termin ausgemacht. Bei noch wirklich kühlen Temperaturen wollte ich keine Probefahrt machen, denn wenn schon dann soll es auch irgendwie Spaß machen… Es verging einige Zeit und ich erhielt dann doch noch eine Reaktion auf meine Mail… Nach ein bisschen hin und her, habe ich dann mal den Termin eben für den 20. April ausgemacht! Also ran und lasst Taten sprechen…
Mittlerweile hatte ich mich zwischendurch auch im Forum Dreiradler.org angemeldet. Das Thema liess mich halt nicht los und ich wollte mehr Informationen darüber haben wie es so ist mit einem Gespann unterwegs zu sein. Und es gab wirklich gute und nachvollziehbare Tipps. Ein Tipp war auch das man, wenn möglich nicht auf motorisierten 2-Rädern dort auftauchen soll, da das Fahren mit einem Gespann eben ganz anders als nur mit einer Solomaschine ist. Das hat man mir nicht nur einmal ans Herz gelegt und auch darauf hingewiesen das, wenn ich mir ein Gespann kaufen würde, dann möglichst eine zeitlang nicht mit einer Solomaschine fahren sollte! Hui das dies so sein sollte, damit hatte ich gar nicht gerechnet! Auch wenn ich echtes Interesse an einem Gespann aufgebaut hatte, wollte ich doch das Fahren mit Solo-Motorrad und/oder Roller nicht sein lassen… Ich dachte eher das es eine gute Ergänzung sein könnte, ohne Ausschluss…
Allerdings gab es auch andere Stimmen die meinten das es nicht so wild wäre und man durchaus beides, also Gespann und Solomaschine, parallel fahren kann wenn man sich darauf einlassen kann! Auf jeden Fall war es im Forum so das sich dort nicht alle mit Ihren Meinungen versucht haben auf Biegen und Brechen recht zu haben. Das ist mir in einem Forum selten passiert das auch andere Meinungen durchaus respektiert werden. Hui hier war ich also erstmal richtig, so mag ich das… Mit Respekt und Anstand miteinander auch kontroverser Meinung sein… Top!
Naja, der Termin zur Probefahrt rückte nun näher und ich war mir nicht klar wie ich das nun machen sollte? Mit Motorrad hinfahren? Oder doch mit dem Auto? Ich wägte für mich nun meine eigene Meinung ab und entschloss mich mit meiner Vespa dahin zu fahren. Was solls, wenn es schief geht, dann hoffte ich das auch mit der Vespa nicht ganz so verkacken würde beim direkten Umstieg Roller Gespann und wieder zurück! Und zum Glück spielte auch das Wetter mit an dem Tag… Also nichts wie hin, getreu dem Motto: wer nicht wagt hat nichts zum wiegen, oder so…
Angekommen wurde ich wirklich freundlich vom Chef persönlich begrüßt. Also wie schon vor etlicher Zeit, wo ich mit meiner Frau dort war, ein einladender Empfang. Die Einweisung verlief erfreulicherweise nicht stundenlang, denn immerhin fahre ich schon sehr lange Motorrad und die Solo-Maschine an sich ist ja auch nix anderes. Allerdings gab es schon ein paar Kleinigkeiten die mich vorab interessierten. Denn für den Fall der Fälle wollte ich nicht knapp über 350 Kilo per Hand rangieren. Ich weiss gar nicht ob es Gespanne gibt die keinen Rückwärtsgang haben, allerdings alle Maschinen die mich interessierten haben einen solchen Rückwärtsgang. Und das wollte ich mir schon vorab zeigen lassen! Und, auch für den Fall der Fälle, wollte ich auch wissen wie das mit der Feststellbremse ist. Beides ist an dem Peking Express wirklich einfach zu handhaben. Die Gänge sind dabei so angeordnet das erst untypisch für ein Motorrad mit dem Neutralgang anfängt und alle weiteren vier Gänge nach oben geschaltet werden. Die Schaltwippe kann einem dabei das Schalten einigermassen bequem gestalten. An sich nichts ungewöhnliches für mich, nur am Anfangs ein wenig anders da der erste Gang eben nicht nach unten sondern direkt nach oben geschaltet wird.
Und wie schaltet man nun in den Rückwärtsgang?!? Wenn man im Neutralen ist muss man am Lenker einen Hebel umlegen um damit den Rückwärtsgang frei schalten kann. Und diesen legt man dann einfach ein in dem man nach unten schaltet, da wo normalerweise der erste Gang bei Motorrädern liegt. Wenn beim Peking Express der Rückwärtsgang eingelegt wurde ist es so, ähnlich wie bei Transportern, Bagger oder Radlader, ein Ton ein piepsend ertönt und darauf hinweist das man mit dem Gespann rückwärts fahren möchte und die Umgebung damit gewarnt ist. Nette Idee, nur weiss ich nicht ob das Gepiepse auf Dauer vielleicht etwas nerven kann. Aber OK, wenn es der Sicherheit dient geht das in Ordnung.
Dann wurde mir noch viel Spaß für die anstehende Ausfahrt gewünscht und man lies mich alleine. Also Aufsteigen und die Spiegel einstellen. Dann den Motor starten und ich bin eigentlich bereit auf dem Bürgersteig meine ersten Meter zu machen. Herrlich anzuhören was aus dem Auspuff kommt. Ein schöner dumpfer Sound mit nettem Blöpp-Blöpp ohne aufdringlich zu wirken, allerdings immer deutlich wahrnehmbar! Dadurch das bei dem Lizenz-Kawa-Motor ein Vorwärtsgang durch den Rückwärtsgang geklaut wurde, hieß es im Test das der Motor nun ein wenig höher dreht und somit die Geräuschkulisse entsprechend immer etwas höher ist, grade so ab 50Km/h. So viel schon mal vorab: mich hat das nicht wirklich gestört und ich empfand das immer passend…
Also los! Ersten Gang einlegen, also nach oben schalten, Kupplung bei etwas Gas kommen lassen und schwupp hier kommt die erste echte Überraschung für mich! OK man hatte mich ein wenig vorweg darauf hingewiesen das der Beiwagen die Kräfte beim Gas geben und Gas wegnehmen dieser immer irgendwie präsent ist und dafür sorgt das die ganze Fuhre entsprechend sich um eine Drehachse bewegt. Für alle die noch nie Gespann gefahren sind sei kurz erklärt das die ganze Fuhre beim Gas geben und losfahren das Gespann sich zur linken Seite bewegt und beim Gas wegnehmen sich nach rechts bewegt. Das ist am Anfang erstmal etwas komisch, da man hier immer aktiv leicht gegenlenken darf um nicht direkt ins Blumenbeet vom Autohaus zu landen…
Und auf etwas weiteres hatte man mich auch hingewiesen. Und zwar das die Lenkkräfte am Anfang sich eben merkwürdig anfühlen. Denn man lenkt ja nicht wie beim Motorrad oder Roller mit Körpereinsatz in dem man sich mit einem leichten Lenkimpuls sein Gewicht in die gewünschte Richtung legt. Bei einem Gespann lenkt man eher wie bei einem Auto, auch wenn das vielleicht nicht ganz korrekt dargestellt ist. Auf jeden Fall darf man an der Lenkstange echt arbeiten! Also wenn man Richtung links möchte muss man die Lenkstange genau in diese Richtung aktiv führen! Und zur anderen der rechten Seite eben die Lenkstange dorthin aktiv bewegen! Das fühlt sich am Anfang so an als würde man von einem sportlichen Auto mit sehr direkter Servolenkung in einem 7,5 Tonner ohne Servolenkung umsteigen!
So erging es mir dann auch. Also ein paar Meter auf dem Bürgersteig in Richtung einer Ausfahrt fahren. Gas geben, Kupplung kommen lassen und langsam über den Bürgersteig in die Richtung gelenkt wo ich auf die Straße wollte. Naja mich trieb ja keiner und ich hatte mir vorgenommen das ich mir keinen Streß machen und die ganze Sache echt langsam angehen wollte. An der Auffahrt angekommen hatte ich mich ein bisschen einsortiert so das ich dann die linke Spur der Straße nehmen wollte. Da ich bis dahin schon ungewohnt auf der Maschine gearbeitet habe, kamen mir leichte Zweifel ob ich die Probefahrtzeit komplett nutzen würde. Egal, nun sitze ich auf der Maschine und will…
OK, passende Lücke abwarten, Gas geben und die Kupplung etwas zu forsch frei gegeben… Zack, Motor aus, abgewürgt… Na das fängt ja gut an… Egal, weiter…
Motor wieder starten, passende Lücke abwarten und los… Und diesmal alles richtig gemacht, der Peking Express fährt los und ich bin schon fast bis zur Mitte der Fahrbahn… Also nun nach links lenken damit ich nicht drüben irgendwo in ein parkendes Auto einschlage… Und beim Lenken war es wieder… Dies Gefühl das die Lenkstange sich aktiv gegen jeden Lenkimpuls wehren würde!
Was wurde mir noch gesagt? Achtung beim Lenken, die andere Straßenseite kommt schneller als man denkt… Und hier war das auch so! Also mehr Lenkimpuls nach links bei gleichen Gaslevel… und noch ein wenig mehr, und noch ein bisschen mehr… Und siehe da, man muss halt mehr arbeiten, aktiver sein… Und vor allem viel Konzentrierter!
Allerdings habe ich diese erste Hürde gemeistert… Mit Sicherheit nicht elegant, aber immerhin war ich auf der richtigen Seite ohne das mir oder jemanden anderen was passiert ist… Juhuuu der erste Erfolg und ein echt cooles Gefühl! Ich grinste erstmal vor mich hin…
Das Gute an dieser Straße in Richtung Duisburg war das die ein bisschen über Land führt und kaum Stadt- oder Ortsverkehr hat. Und in der Ecke, an diesem Tag, war das Verkehrsaufkommen gering. Also konnte ich mich schön auf die Straße und vor allem auf die Fahrt mit dem Gespann konzentrieren. Mußte also nicht großartig Stadtverkehr einplanen, da das Gespann zur rechten Seite ja doch wesentlich breiter ist als ein Einspurfahrzeug als Solo… Das muss man schon, zum Beispiel beim Vorbeifahren von Hindernissen am Strassenrand, mit einkalkulieren. Aber auch das ging mir erfreulicherweise gut von der Hand! Ich war überrascht und fing an die Fahrt zu geniessen… Das war echt faszinierend auf einem Motorrad zu fahren welches sich anders verhielt, das gefiel mir total und war völlig entspannend! Aber bloß nicht den Flow aufkommen lassen, weiter konzentrieren…
Besonders waren allerdings die Kreisverkehre oder an Kreuzungen das Abbiegen… Da ich bis hierhin hauptsächlich gradeaus nur ein paar kleine Kilometer gefahren bin, war das noch ein bisschen ungewohnt! Lenken auf einem Gespann ist reinste Arbeit… Ich fühlte mich aber schon ein bisschen wie ein König, allerdings war es auch noch komisch für den Popometer…
Aus Düsseldorf raus, wie schon erwähnt, ging es dann über eine gut ausgebaute Landstraße in Richtung Duisburg. Hier gibt es ein paar langgezogen Kurven die ich dann voller Genuss mit dem Gespann schön fahren konnte. Der Peking Express zog sich da ohne Probleme durch. Und ich konnte auch mit dem Gas ein wenig spielen so das die Kurven fast ohne aktives lenken fast von alleine fuhren! Wir erinnern uns: Gas geben, das Gespann zieht etwas nach links – Gas wegnehmen, das Gespann zieht etwas nach rechts! Das macht echt Laune und ist mit ein bisschen Übung gut zu machen.
In Duisburg angekommen, da gab es erstmal zur Begrüßung zwei Kreisverkehre direkt hintereinander, die ich noch etwas wie auf rohen Eiern gefahren bin. Ich suchte eine Möglichkeit zu drehen und ein Kreisverkehr war mir da noch nicht recht. Denn ich wollte nun auch mal den Rückwärtsgang unbedingt testen! Das hatte ich noch nie gemacht, also rückwärts mit einem Motorrad zu fahren…
Und nach dem zweiten Kreisel war ein Einkaufscenter mit großem Parkplatz! Ideal für mich. Vor allem, wie es sich für mich herausstellte, gab es etwas weiter hinten unter einer Brücke Parkplätze die kaum von den Besuchern des Konsumpalastes genutzt wurden. Genügend Platz für mein persönlichen Test wie man mit einem Motorrad und Beiwagen rückwärts einparken kann.
In dem Bereich angekommen, angehalten und in den Neutralgang geschaltet, Hebel für den Rückwärtsgang umgelegt, Rückwärtsgang nach unten einlegen und, da ich nun schon ein bisschen mit Gas und Kupplung umgehen konnte, langsam rückwärts anfahren… Paßt! Fühlt sich echt lustig an! Leute das solltet Ihr, falls noch nie getan, mal probieren! Alleine dafür lohnt es sich mal ein Gespann zu testen.
Das habe ich ein paar Male auf dem Parkplatz in einigen Parkbuchten probiert! Wow das ist cool! Auch vorwärts rein und rückwärts wieder raus… einfach toll… und mit ein bisschen Übung klappt das wirklich flüssig!
Genug parken geübt. Also erstmal wieder Richtung Düsseldorf. Wieder die gleiche Straße anvisiert und dann los… Auf dem Rückweg es mal in den Kreisel etwas flüssiger durch und ein bisschen mehr die Fliehkräfte spielen lassen. OK hatte noch keinen Profistatus, aber es ging immer besser…
Ach ja, anfangs (hatte vergessen das zu erwähnen) hatte ich natürlich in gewohnter Weise immer mindestens einen Fuss auf den Boden gestellt… Irgendwann merkte ich das dies ja gar nicht nötig ist! Denn ein Gespann fällt definitiv nicht um wenn man zum Beipiel an einer Ampel steht. Das war ebenfalls am Anfang echt gewöhnungsbedürftig, aber recht schnell stellt sich wieder dann ein cooles Gefühl ein, wieder ein König! Vor allem, wenn ich mir vorstelle bei nicht so dollem Wetter, muss man sein Füße nicht mehr in den Pfützen dieser Welt parken…
Kurz vor meinem Ziel bin ich nochmal in eine andere Richtung (nach Ratingen) abgebogen, denn ich wollte schliesslich noch ein paar Fotos machen. Ausserdem kenne ich da ein paar Parkplätze wo ich gut anhalten kann… Gedacht – getan… Parkplatz angefahren, Maschine am Rand abgestellt und abgestiegen… Helm ab, Handschuhe aus und dann mal das Gespann wirken lassen… Sieht wirklich toll aus… Und ich finde das diese sandfarbene Lackierung was hat, rustikal aber nicht zu militärisch! In sich sehr stimmig und passt komplett zur Charakteristik beim Fahren…
Dann ein paar Fotos gemacht, aber seht selbst! Zum Vergrößern einfach auf ein Bild klicken…
Nachdem ich die Fotos gemacht hatte, habe ich mal auf die Uhr geschielt. Hui, erst ne halbe Stunde um, noch genügend Zeit um ein bisschen zu fahren… Also Helm auf, Handschuhe an, Schlüssel rum und Motor starten… Und auch hier kam wieder dies Gefühl das dieser Knallgasmotor einfach Spaß machen kann… Kein nerviger aber ein toller Sound! Anfahren ging nun auch besser…
Da ich noch genügend Zeit hatte, bin ich noch mal die gleiche Strecke Richtung Duisburg gefahren und habe auf dem mir nun bekannten Parkplatz gedreht… Ja OK gebe es zu, ich habe nochmal rückwärts eingeparkt… Bot sich ja irgendwie an…
Tja und dann wieder Richtung Autohaus… Ich glaube wäre ich noch ein bisschen mehr gefahren, dann wäre es ein teurer Nachmittag geworden… Dann hätte mich der Herr Herfurtner direkt am Eingang mit dem Kaufvertrag begrüßen können und ich hätte direkt unterschrieben! Ich bin nach dieser Probefahrt angefixt und denke immer noch dran das ein Gespann durchaus eine echte Bereicherung für die eigene Garage sein kann.
Ob es allerdings für mich der Peking Express wird oder überhaupt ein Gespann wird, liegt grade noch im Argen! Es gibt leider immer Dinge die einem einen Strich durch eine schon gedachte Rechnung machen können…
Naja, es war auf jeden Fall eine spaßige Erfahrung und Bereicherung für mich und ich kann mir durchaus vorstellen auf ein Auto zu verzichten und mit Roller, Motorrad und Gespann meine persönliche Mobilität zu gestalten!
Und um meine eigene Überschrift zu beantworten: ja ich denke das 3 Räder 4 durchaus ersetzen können!
Mein Fazit: probiert es aus, fahrt mal Gespann… meldet Euch ebenfalls in dem Dreiradler-Forum an… Und vor allem, wenn Düsseldorf für Euch nicht allzu weit weg ist, macht eine Probefahrt beim Autohaus Herfurtner mit einen Peking Express… Also Probefahrt SÜß-SAUER…
Viel Spaß…