Ich möchte Euch heute mal mitnehmen auf eine kleine Reise… Nein nicht irgendwohin, sondern eher irgendwohin in eine andere Zeit…
Viele die hier mitlesen müßten mittlerweile wissen das ich absolut vernarrt in Motorräder bin! OK auch andere Fahrzeuge wie Autos können auch Ihren Reiz haben. Allerdings ist es mittlerweile für mich eher so das ich Autos als Fahrzeuge betrachte um halt von A nach B zu kommen. Motorräder hingegen bewegen mehr als nur meinen Körper…
Oldtimer zum Beispiel, auch wenn es diesen Begriff eigentlich gar nicht gibt, finde ich durchaus beachtenswert. Nicht nur mir geht es so, also die Faszination an alten Fahrzeugen aus einer anderen Zeit. Wo irgendwie versucht wurde etwas menschenmögliche oder auch eben das unmögliche umzusetzen.
Bei Oldtimern die man sich vielleicht gerne anschaffen möchte ist das allerdings immer so eine Sache. Beruflich beschäftige ich mich ja mit dem Neuen und modernen Technologien. Aber ein alter Knallgasmotor kann echt einen Reiz in sich verbergen den ich mich manchmal schwer entziehen kann. Wir hatten auch schon mal überlegt uns so etwas wie einen Oldtimer auf 4 oder 2 Räder anzuschaffen. Nur sollte man da, meiner Meinung nach, auch selbst Hand anlegen können und schon ein bisschen Erfahrung mitbringen beim Schrauben und das bringe ich leider irgendwie noch nicht zustande…
Und bei Oldtimern ist es wohl so das diese meist nie so ganz zuverlässig sind, oder ölen wie die Sau und man muss eben selbst schrauben können, da die Unterhaltskosten sonst in astronomische Höhen klettern können. OK vielleicht nicht bei jedem ollem Gefährt, aber ich denke grundsätzlich ist klar was ich meine…
Weiterhin probiere ich auch mal gerne Neues aus und auch mal andere Maschinen. Manchmal kommt auch der Wunsch dazu vielleicht noch das ein oder andere Motorrad in die Garage zu stellen. Meiner lieben Frau muss das manchmal echt auf den Keks gehen wenn ich so von Motorrädern schwärme. Aber so bin ich nunmal…
Neben meiner alles geliebten Frau und mein Training im Bujinkan sind Motorräder eben mein Ding. Andere geben Geld für anderen Unsinn aus… Ich fahre halt Motorrad, oder auch meine Vespa…
Letztes Jahr war es so weit das meine Black Pearl, also meine Triumph Tiger, zur Jahresinspektion mußte und die 10.000 Kilometer waren voll. Also mal nötig das Black Pearl einen ordentlichen Service bekommt.
Das schöne bei meinem Triumph Händler ist, es ist im übrigen Triumph Düsseldorf by Klisch, das man dort auch ein Ersatzfahrzeug gegen eine kleine Gebühr mieten kann. Der Preis von unter 30,- Euro für 24 Stunden geht dabei völlig in Ordnung. Schliesslich bleibt man mobil und kann mal seinen Horizont erweitern! Ich hatte bei meiner Anfrage zum Termin mich für eine Bonneville T100 entschieden, meist liebevoll und umgangssprachlich Bonnie genannt. Einfach mal was ganz anderes als was ich sonst so fahre oder gefahren bin…
Wer sich absolut nichts drunter vorstellen kann, hier mal ein Bild vorab von dem Hobel…
Ihr könnt ja gerne anderer Meinung sind, aber ich finde die total schick!
Mit der Bonnie hat es Triumph geschafft ein Modell aus den 1960er Jahren bis in die Neuzeit in Ihrer Form fast unverändert zu übernehmen. Ein Motorrad das wie aus der Zeit gefallen scheint. Es erinnert an die Zeiten in England, wo man sich um so Themen wie Roaring Sixties, Cafe Racer, Ace Cafe und Rock’n’Roll erfreut hat, oder auch nicht. Zeiten wo der 2. Weltkrieg nicht wie heute sehr weit entfernt scheint (OK, in diesem Moment wo ich das hier schreibe gibt es in der Ukraine ein Krieg direkt vor unserer Haustür!), sich aber mit Sicherheit um eine bessere Welt bemüht hat und den anstehenden Aufschwung mitnehmen wollte. Eine Zeit wo sich Rocker und Mods regelmäßig auf die Fresse gegeben haben im Süden von England. Zeiten in der ein Minirock auch in Deutschland für Furore gesorgt hat und definitiv nicht in jedem Haushalt mindestens ein Computer, geschweige denn ein Taschenrechner im Haus war. Mit Sicherheit eine sehr bewegende Zeit und weit vor dem woran ich mich aktiv erinnern könnte…
Allerdings, wie andere Hersteller auch, hat Triumph natürlich keine alte Technik verbaut, sondern im Kern ein modernes und grundsolides Bike auf die Räder gestellt. Geschuldet an der noch momentanen Welle wo fast jeder Retromodelle interessant findet, macht die Bonnie heutzutage echt was her. Vielleicht genau richtig für all diejenigen die eben kein Oldtimer besitzen wollen, aus den oben genannten Gründen. Sondern ein auf “Alt” getrimmtes Eisen mit moderner und zuverlässiger Technik von heute. Aus meiner Sicht kann ich hier nur bestätigen das es bei der Bonnie sehr gut funktioniert. Eigentlich möchte man den ganzen Tag schön davor sitzen, seinen Earl Grey schlürfen und Gott einen guten Mann sein lassen und einfach mal die schnelllebige moderne Zeit vergessen…
Alleine das ist schon reinste Seelenmassage! Diese Maschine hat mich im Stand schon total fasziniert und in seinem Bann gezogen… Die Form und das die neue Technik so erstmal nicht ersichtlich ist… einfach herrlich…
Allerdings sind Motorräder für mich nicht nur zum Angucken da! Sondern die Dinger sollten im Idealfall auch fahren… Und zwar das wenn möglichst richtig gut… Also rauf auf die Kiste und losfahren…
Was mich echt beeindruckt, ist das die Bonnie auch bei meiner Größe von knappen 185 cm nicht irgendwo zwickt oder zwackt. Sehr gute Sitzposition, und typisch englisch aufrecht… Da merkt man direkt beim Losfahren das es mit diesem Modell Motorradfahren nach alter Väter Sitte ist… Auch hier wieder, Motorrad pur, ein tolles Feeling… Von Anfang an merkt man das kaum mehr Motorrad nötig ist…
Allerdings muss man sich schon ein bisschen auf diese Art von Motorrad einlassen! Denn wer danach sucht seine Rundenzeiten auf dem Kringel zu optimieren, da glaube ich ist man mit der Bonnie nicht wirklich richtig beraten. Wer allerdings sich auf ein einzigartiges Fahrgefühl jenseits jeglichem Leistungsdenken einläßt, der ist hier meiner bescheidenen Meinung nach genau richtig!
Aber kommen wir nun zum Fahren… Wie schon erwähnt sitzt man wirklich sehr kommod auf der Bonnie. Und wenn man sich nun richtig platziert hat passiert etwas merkwürdiges für die heutige Zeit: Viele Dinge werden Dir auf einmal total scheissegal!
Aber mal Eines nach dem Anderen…
Das Starten der Bonnie. Schlüssel rum und die Maschine erweckt, zumindest wie heute üblich, elektronisch zum Leben. Bedeutet das die Zeiger im Cockpit sich von links nach rechts und wieder zurück bewegen. Ein paar Statuslämpchen zeigen an das die Bonnie nun richtig zum Leben erweckt werden möchte. Also alles fertig zum richtigen Start mit dem Knallgasmotor…
Wie üblich bei Triumph, zum richtigen Starten, Kupplung ziehen und dann den E-Starter auf der rechten Seite betätigen, und dann passiert da was… Auf einmal ist die Welt in Sepia… Komisch, also nochmal ausmachen… Die Welt ist wieder bunt… Nochmal von vorne, Schlüssel rum, Kupplung ziehen und Knopf betätigen, und schon wieder alles in Sepia… Faszinierend, eine Zeitreise wie in alte Fotos und ich mitten drin!
Nach kurzem Anlasserlauf kommt der Motor schön angenehm auf Touren und was sich dann als Klangbild ergibt was da hinten aus den beiden Peashootern kommt ist einfach schön! Denn der Motor nimmt ohne Murren seine Arbeit mit einem deutlichen, aber niemals nervigen Blop-Blop-Blop auf… Nicht laut, aber immer deutlich vorhanden… Läuft immer rund ich denke wenn man damals in den 1960er Jahren damit vor dem Ace-Cafe geparkt hätte, hätte sich wahrscheinlich jeder der Ton-Up Boys in die Richtung umgedreht wo dieser geniale Sound herkommt… Einfach genial… That’s Rock’n’Roll and Rockabilly Baby…
Ach ja, vor dem losfahren Spiegel einstellen nicht vergessen… Tja auch hier nicht wirklich was zu meckern, bei mir konnte ich schnell jeweils links und rechts das Ganze einstellen und konnte auch gut alles hinter mir sehen… Und häßlich sind die auch nicht! Denn das ist grade bei so einem Motorrad schon extrem wichtig das die Optik stimmig ist und nicht verschlimmbessert würde… Also dann mal los und erstmal in Richtung Tiefgarage zur Arbeit. In der Tiefgarage angekommen, tja was soll ich sagen, bestätigt sich die Soundkulisse umso mehr… Einfach schön!
Auch eine tolle Erfahrung, grade heutzutage, das die Bonnie lediglich 5 Gänge hat. Nachdem ich die letzten Jahre eigentlich im Standard mit 6 unterwegs war, hatte ich anfangs durchaus noch den mir bekannten letzten sechsten öfter mal gesucht. Allerdings ist das etwas was woran man sich sehr schnell gewöhnt und dann sein läßt. Denn die 5 Gänge sind wirklich gut aufeinander abgestimmt. Vor allem die wirklich vorbildliche Drehmomentkurve läßt da rein gar nichts vermissen! Drehmoment ist in jeder Lage immer mehr als reichlich vorhanden, so das ein entspanntes dahingleiten nicht nur möglich ist, sondern genau das ist was am meisten Spaß auf dieser herrlichen Maschine bereitet…
Wo ist grade schon bei den Fahrleistungen bin, fand ich es sehr angenehm immer relativ niedrige Drehzahlen zu haben. Zum Beispiel durch einen Ort cruisen im dritten Gang bei angenehmen 2.500 Touren und ungefähr die erlaubten 50 Km/h. Aber auch übers Land im letzten Gang bei knappen 90 Km/h. Und dabei macht der Auspuff immer schön Bopp-Bopp und ist dabei niemals aufdringlich. Und wenn dann noch eine Fahrt durch einen Tunnel ansteht ist das einfach der helle Wahnsinn wie sich das akustisch in der Ohrmuschel manifestiert! Damit massiert die Bonnie einem so was die (Motorrad-)Seele.
Natürlich, da die T100 ein modernes Motorrad ist, kann die auch ordentlich im Verkehr mithalten. Laut Datenblatt sollen sogar irgendwas bis zu 185 Km/h möglich sein. Allerdings habe ich für mich entdeckt das ein solches Motorrad mich sogar mehr entschleunigt als meine Vespa mit wesentlich weniger Leistung. Ich hatte immer mehr das Gefühl bekommen das so etwas wie Top Speed und Geschwindigkeit an sich völlig überschätzt wird!
Ich bin sogar der Meinung, würden mehr Menschen mal so ein Motorrad fahren, es gäbe einfach keine Diskussion über ein Tempolimit von 130 auf den deutschen Autobahnen. Wozu auch? Während andere gefühlt mit Warp an einem vorbeiziehen fängt man eher an zu überlegen ob nicht auch 70 – 80 Km/h völlig ausreichend wären. Es wird einem irgendwie total egal, die Hauptsache ist es das es rollt und selbst das gefühlte rasen und drängeln der Anderen auf den Straßen fängt an einem total zu nerven! Ich bin überzeugt das den Meisten dann ebenfalls auf Autobahnen die 100 auf dem Tacho ausreichend wären…
Selbst wenn einer von hinten bei einem Überholvorgang extrem dicht auf den Fersen auffährt und meint sein angeblich angeborenes Recht schneller zu fahren mit Licht und Hupe zu verdeutlichen, zuckt man eher mit den Schultern und macht sich eher gemütlich daran seinen eigenen Vorgang zu beenden.
Ich glaube eine Bonnie verbietet es einem irgendwie schnell zu sein oder gar zu rasen. Heute ein eher komisches aber meiner bescheidenen Meinung nach ein tolles und gutes Gefühl!
Mein Fazit: Leute macht mal eine Probefahrt mit der Bonnie. Das entschlackt Euch die Seele und gibt Euch die Möglichkeit eine komplett entspannte Sicht der Welt zu bekommen…
Natürlich habe ich auch ein paar Bilder gemacht. Zum Vergrößern der Bilder einfach auf eines Deiner Wahl klicken…