Nein, keine Angst, ich stehe nicht direkt unter Strom, sondern ich hatte letzte Woche am Montag das Vergnügen mit einem Elektromotorrad eine Probefahrt zu machen!

Ich mußte die 125er von meinem Sohn wegen ein paar Dingen in die Werkstatt bringen. Und da ich im momentan Urlaub habe, hatte ich die Chance genutzt bei dem Händler WSC in Neuss das Model FXS vom amerikanischen Hersteller Zero Motorcycles mal Probe zu fahren. An dieser Stelle schon mal vielen Dank an WSC dafür das ich die FXS mal ausreiten durfte.

Bevor ich mit der FXS loslege wollte ich kurz vorwegnehmen das ich letztes Jahr hatte ich schon mal das Vergnügen gehabt vom gleichen Hersteller das Model DSR zu fahren. Und ja ich war begeistert. Was mir allerdings nicht ganz so entgegen kam war das dass Teil in meinen Augen für mich zu viel Power hatte. Selbst im Eco-Modus vom Model DSR war immer so viel Leistung und Drehmoment vorhanden, das mir das für mein Geschmack irgendwie einfach zu viel war. Trotzdem, wer Leistung und Drehmoment haben möchte, ist die DSR ein tolles Motorrad.

Aber zurück zur FXS. Also diesem Model gibt es 2 Varianten. Einmal die offene Version mit 33 KW, umgerechnet circa 44 PS, und einmal die Version mit 11 KW, mit umgerechnet 15 PS. Und genau die letzte Variante, um es vorweg zu nehmen mit 15 munteren Pferdchen, bin ich gefahren. Hierzu sollte ich noch zwei Dinge erwähnen. Das Erste ist das diese Leistungsangabe lediglich die Dauerleistung ist. In der Spitze, also z.B. beim Beschleunigen, hat die 11 KW genauso viel Leistung wie die offene Version! Da vermisst man wirklich gar nix.

Das Zweite wirklich erwähnenswerte ist, das durch die Drosselung der 11 KW Version, diese auch mit dem A1 Führerschein gefahren werden darf. Also entweder die typische 125er Klasse oder, was ich für viele viel viel interessanter finde, die B196 Erweiterung für den Autoführerschein. Damit ist das Fahren damit möglich! Das ist das eigentlich faszinierende an der Geschichte. Denn man bekommt meiner Meinung nach ein richtiges Motorrad im Supermoto Style und vermisst erstmal gar nichts.

Apropos Supermoto Style… Eigentlich vermutet man ja bei einem Elektromotorrad das der Akku extrem schwer sein muss und den Fahrspaß irgendwie beschränkt! Nicht so hier, denn das Teil ist so was von handlich das man kaum einen entsprechend großen Akkupack im Motorrad vermuten würde. Die FXS fährt sich superhandlich und agil das es nur so eine Freude ist damit um die Kurven zu wetzen.

So, wie fährt sich nun die FXS ? Ich habe es ja schon ein bisschen oben angedeutet: das Teil fährt sich superhandlich und läßt sich wirklich sehr einfach fahren! Das was bei den Zero Motorrädern heraus sticht ist, das es keine Kupplung gibt! Das ist für alte Motorradhasen wie mich immer wieder am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, denn grade anfangs habe ich immer wieder links am Lenker ins Leere gefasst! Das ist erstmal merkwürdig, allerdings gewöhnt man sich sehr sehr schnell daran…

Und da es keinen Kupplungshebel gibt, fehlt natürlich auch unten links der Hebel um den richtigen Gang zu wählen! Also Fahren ohne kuppeln oder Gangwahl, sehr bequem und ich denke grade für Menschen die mit der B196 Erweiterung für den Autoführerschein auf motorisierten 2-Rädern unterwegs sein möchten sehr vorteilhaft! Denn Fahren ohne sich zu verschalten können hat schon was, und grade für relativ ungeübte Fahrer. Allerdings ein kleiner Warnhinweis: wer mit dem B196 nun die FXS fahren möchte, sollte definitiv damit vorher über bevor es in den normalen Straßenverkehr geht. Denn wie oben schon beschrieben ist die Beschleunigung und das Drehmoment der Maschine schon recht ordentlich und das sollte man vorher einfach gut einschätzen können. Ist eben kein Auto…

Klar werden jetzt irgendwelche Altvorderen wieder den Zeigefinger heben und den ganzen neumodischen Kram misstrauisch beäugen. Vielleicht auch grade weil es keine Kupplung gibt! Motorradfahren ohne eine schwergängigen Kupplungszug ziehen könnte jetzt nur etwas für Weicheier und nicht für richtige Biker gelten. Ich finde das allerdings wirklich cool, denn ausser Gas geben und bremsen ist nicht viel zu machen und man kann sich hervorragend auf die Linie konzentrieren die man fahren möchte. Dazu noch den passenden Fahrstil zur Supermoto wählen und alles ist gut.

Ich bin also mit der FXS ein bisschen übers Land gedüst, Autobahn habe ich mal komplett raus gelassen. Anfangs erst ein bisschen so Straßen wie Bundesstraßen, da konnte ich ein bisschen erfahren wie das ist mit dem Mitschwimmen im normalen Verkehr ist. Geht ganz gut und mit vollem Akku hätte ich auch mal einen Überholvorgang gewagt. Ich hatte die Maschine nur mit einem Akkustand von 64% bekommen, also nicht komplett voll. Bevor jemand fragt: ich bin ungefähr 80 Kilometer gefahren und habe die FXS mit restlichen 10% Akkustand wieder bei WSC abgestellt. Mit vollem Akku wäre ich also deutlich über 100 Kilometer gekommen. Ich denke das man der Angabe von Zero also glauben schenken kann gute 160 Kilometer Reichweite mit der FXS hat.

Und dann habe ich noch Straßen unter die Räder genommen die etwas abseits sind wo viele fahren, typische Landstraßen eben. Und auch hier kann die FXS meiner Meinung nach punkten. Dadurch das die Zero ein hohes Drehmoment ab Start bereit hält ist Beschleunigen, ein ruckfreies Fahren und auch Anfahren überall möglich und macht einen Heidenspaß. Nicht so wie bei kleinen Verbrennern die meist Leistungslöcher irgendwo haben und man diese mit hohen Drehzahlen füttern muss ! Das findet hier einfach nicht statt. Also definitiv ein Grund sich mal ein Elektromotorrad anzuschauen!

Das was mir hier fehlt ist eher wie sich die FXS in der Stadt zu fährt. Allerdings denke ich das die sich hier genauso gut schlägt wie überall anders auch. Denn die FXS muss man als kleines Pendlerbike mit hohem Spaßfaktor sehen! Denn ob Stadt oder Land, ich denke da gehört die einfach hin. Selbst kleine Strecken über die Autobahn um zu überbrücken wird dieses Funbike ohne zu murren machen.

Also wenn jetzt jemand wirklich meint das die kleine FXS nicht für echte Biker wäre, der irrt gewaltig.

Ja klar, wo so viel Licht ist, ist auch Schatten. Allerdings halten sich meiner Meinung nach diese in kleinem Bereich. Zum einen der wirklich hohe Preis! Knapp über 13.000 Euro ist schon eine Ansage. Denn für das Geld bekommt man schon viel Motorrad woanders.

Dann noch die relativ kleine Reichweite. Denn 160 Kilometer insgesamt sind nicht unbedingt das was Weltenbummler sich von einem Motorrad versprechen. Aber dafür ist die FXS auch nicht gemacht. Wenn man die FXS eher als Zweit- oder Drittmotorrad zum Pendeln zur Arbeit und einer kleinen Feierabendrunde nutzt, dann denke ich hat man verstanden das dieses spezielle Motorrad wirklich ist. Mal eben in die Stadt, wo Parkraum teuer und knapp ist, ideal. Allerdings eben nicht als Erstmopped, und das sehe ich bei dem Preis als kleinen Nachteil für viele die mehr wollen als nur zur Arbeit oder kleines Shopping in der Stadt.

Der Soziussitz ist auch nicht wirklich als solcher zu sehen. Ja da paßt schon eine Person drauf, nur sollte diese ein bisschen Leidensfähig sein.

Und zum Schluss noch das Laden. OK ich habe die FXS nun nicht zum Laden an das Stromnetz gehangen. Man kann die FXS nur mit einem normalen Kaltgerätestecker an einer Steckdose hängen. Es gibt also keine  Schnelllademögkeit wie man es evtl. von Elektroautos her kennt. Also mal eben auf großer Tour an einem Schnellladeturm aufladen geht nicht. Es gibt allerdings ein Schnellladegerät, was man als einziges Zubehör hinzuwählen kann. Preislich finde ich das Teil OK, aber man kann das nicht am Motorrad irgendwo verstauen.

Apropos Staufächer, die sind faktisch nicht vorhanden. Also wenn man etwas mitnehmen möchte, dann ein Rucksack.

Allerdings sind alle Punkte die ich hier als Schatten aufgezählt habe nicht wirklich schlimm und man kann sich damit arrangieren!

Und wenn ich ganz ehrlich bin, und keine Vespa hätte, tja dann hätte ich wahrscheinlich ganz schnell den Kaufvertrag unterschrieben. Denn für mich wäre die FXS eine echte Alternative im Nahverkehr!

So nun noch mal ein paar Fotos von dem echt schönen Teil: