Ja ich weiss, im Moment sollte man solche Dinge vielleicht eher lassen, aber ich konnte nicht anders!

Wie ich dazu kam? Tja, meine Vespa mit der ich halt gerne fahre benötigte eine Inspektion und in meiner Nähe gibt es einen offiziellen Vespahändler mit Werkstatt der den Service durchführen kann. Und WSC Neuss ist seit letztem Jahr nun auch Händler für Zero Motorcycles.

Und das ich mal ein elektrifiziertes und motorisiertes 2-Rad von Zero Motorcycles mal ausprobieren wollte, stand schon sehr lange, eigentlich seit der Zeit wo ich von diesem Hersteller gelesen habe, auf meiner persönlichen ToDo Liste!

Also warum nicht das nützliche mit ein bisschen Zerstreuung in der heutigen Zeit verbinden?

OK, Termin ausgehandelt und ich durfte dann das Model SR/F mal ausreiten…

Bevor ich nun in Lobhudelei verfalle, tja erstmal ein paar Bilder von der Maschine die ich selbst gemacht habe.

So kommen wir nun mal zur Ausfahrt. Es gab natürlich eine kleine Erklärung zum Bike. Denn anders als bei Motorrädern mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren fehlt einem dann am Anfang das Feedback das der Motor nun an ist! Denn sobald man den Schlüssel rumdreht und den Seitenständer hoch klappt, ist die Maschine fahrbereit. Und hier der Hinweis für alle die das auch mal ausprobieren wollen: wenn man nun ordentlich am Gashahn dreht, und das Teil hat hier den Begriff wirklich verdient, der bekommt die komplette Breitseite vom Drehmoment von dem Fahrmodi den man gewählt hat! Und das kann ganz ordentlich sein…

Also am Anfang, und der Hinweis war wirklich vernünftig von Roland Matthes, seines Zeichen Chef bei WSC Neuss, denn unbedarft am Gashahn gezogen würde man direkt wie ein Ewok am Speeder Bike hängen!

Der nächste nicht ganz unwichtige Punk bei der Zero SR/F ist das man keinen Kupplungshebel benötigt. Das ist für reine Motorradfahrer vielleicht erstmal etwas ungewohnt. Für mich allerdings, wo ich da von einer Vespa mit Automatikgetriebe, auf die Zero umgestiegen bin kein großes Hindernis. Und man gewöhnt sich wirklich sehr schnell daran. OK ich gebe zu, da die Zero sich ja wie ein normales Motorrad anfühlt, das ich ab und an doch zum nicht vorhandenen Kupplungshebel gegriffen habe! Aber das vergeht mit Sicherheit ganz schnell…

Ein Punkt der mir dann während der Ausfahrt hierzu passiert ist, das ich eben den Kupplungszug ziehen wollte, und ich dabei ohne Absicht und es zu merken einen Knopf betätigt habe der die Warnblinkanlage anwirft. Das Bike blinkte, erst im Stand und etwas später, nun munter vor sich hin und ich habe wie ein dämlicher Affe versucht durch drücken aller anderen Knöpfe die Wanrblinkanlage wieder zu deaktivieren. Irgendwann, so circa 2-3 Kilometer weiter, merkte ich das da noch ein Knopf war und konnte dann die Warnblinkanlage doch noch deaktivieren…

So das waren eigentlich die Punkte die am Anfang vielleicht erst unbekannt und merkwürdig sind. Der Rest ist halt Motorradfahren!

Und das in einer Art und Weise die echt nicht von schlechten Eltern ist! Das Model SR/F hat ja irgendwas um die 110 muntere Pferchen. OK Superbikefahrer mit aktuellem Gerät werden bei der Angabe nur müde lächeln. Denn das hatten schon 600er Supersportler der 1990er Jahre, und teilweise da schon erheblich mehr! Aber im Sportmodus hat das Teil um die 190NM Drehmoment, und das ist es was Motorräder mit Elektromotor ausmacht!

Die SR/F hat mehrer Fahrmodi, ich meine es waren 4. Es gibt wohl die Modi Rain, Eco, Street (damit war ich die ganze Zeit unterwegs!) und Sport. Also Rain ist wohl wirklich so ein Warmduscher Modus, und Eco wohl besonders auf eine economische Fahrweise ausgelegt. Beide habe ich nicht getestet. Ich wollte halt fahren und hatte den Roland gebeten auch den Street Modus drin zu lassen der schon vorab ausgewählt war. Dieser Fahrmodus gibt 60% des maximalen Drehmoment ab. Das sind bei den schon erwähnten 190NM mal eben 114NM Drehmoment, die allerdings direkt beim ersten Dreh am Gashahn anliegen und nutzbar sind! Und das ist beim Beschleunigen ein Gefühl als würde man auf einem Mittelklassemotorrad sitzen welches statt Benzin kiloweise Kokain getankt hat! Oder anders, da man permanent mit dem Geräusch zu tun hat: eine Straßenbahn auf den Weg in die Formel 1… Und das eben im Streetmodus… Ich möchte gar nicht wissen was passiert wenn man dann tatsächlich mal den Sportmodus ausversehen aktiviert?!?

Im Streetmodus hatte ich manchmal das Gefühl als würde ich beim Beschleunigen meine ganzen Zahnplomben da lassen wo ich am Hahn gezogen habe. Unbeschreiblich diese Art zu fahren.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, und das obwohl ich an meiner 821er Monster den Sound absolut geniesse, das dieses Bike fast geräuschlos fährt. Das einzige was zu hören ist ist der Abrieb von den Rädern. Und da merkt man das dies schon eigentlich recht laut ist. Klingt komisch, ist aber so.

So nun möchte ich den einzig wirklich Kritikpunkt nicht verschweigen: ab und an, kann natürlich sein da ich es nicht so ganz gewohnt bin ein solches Motorrad zu fahren, das die Gasannahme manchmal irgendwie ruppig war. Ich denke das dies aber vielleicht mit einem Softwareupdate oder angepaßter Fahrweise vielleicht nicht auftritt. Es ist halt schon ein bisschen anders damit zu fahren.

Die Reichweite, naja ich konnte ja jetzt keinen Test über mehrere Tage machen und das Kapitel ausloten. Allerdings bin ich mit einer Restreichweite von 134 Kilometern gestartet. Und kam, nach natürlich wesentlich mehr Kilometern, mit einer Restreichweite von um die 124 Kilometern an. Differenz beim Verbrauch also circa 10 Kilometer, für eine Strecke von mit Sicherheit um die 40. Ich finde das ganz OK und ich denke das man, je nach Fahrmodi und Fahrweise, auch an die Kilometerleistung heran kommt die Zero angibt. Allerdings darf man nie vergessen das ich in einer Gegend lebe die relativ platt ist. Im Gebirge mag der Verbrauch aus dem Akku mit Sicherheit anders sein.

Nach der Probefahrt hat mir Roland noch erklärt wie das mit den weiteren Kosten so aussieht. Für eine Inspektion sind z.B. lediglich 110 Euro fällig. Ich meine der Serviceintervall lag bei angenehmen 10.000 Kilometern. Da denke ich das die Meisten die so ein Bike kaufen und fahren wohl eher die jährliche nehmen müssen und nicht an die 10.000 heran kommen. Auch meinte Er das die Kosten pro Kilometer bei ungefähr 2 Eurocent liegen. Das hängt mit Sicherheit dann auch davon ab welchen Stromtarif man hat. Weiterhin hat die Zero SR/F auch noch einen wartungsarmen Riemenantrieb, der einen Wechsel nur alle 40.000 Kilometer vorsieht. Also an eine echt sauber Lösung für so ein Motorrad.

Ich persönlich würde die Zero SR/F als ideales Pendlerbike sehen, wo man nach Feierabend vielleicht nicht direkt nach Hause fährt, sondern auf den Weg in die heimische Garage zum Stromtanken, einen schönen Abstecher über leckere Landstraßen macht. Das wäre so das Profil wie ich dieses tolle und fortschrittliche Stück Motorrad nutzen würde.

Das einzige was mich von dem Erwerb momentan abhält ist tatsächlich der Preis, denn der ist in der Anschaffung echt nicht ohne… Was die Zero SR/F genau kostet, schaut mal auf der Webseite nach, aber es waren deutlich über 15.000€, und das ist wirklich eine Menge Geld für ein Fahrzeug.

Ausserdem finde ich das die Zero SR/F mir vielleicht für das Nutzungsprofil was ich oben angegeben habe ein bisschen zu viel Motorrad ist. Mir würde ein Motor mit wesentlich weniger Drehmoment reichen, und dafür vielleicht ein bisschen mehr Reichweite. Die Zero SR/F ist mit irgendwas um die 200 Kilometer im Schnitt angegeben, oder leicht drunter. Das hieße das ich wahrscheinlich nach jedem Arbeitstag und einer kleinen Spritztour an den Stecker müßte. Denn wenn man einmal unterwegs ist, dann möchte man auch den ein oder anderen Kilometer fahren und die Zero SR/F lädt dazu förmlich ein.

Aber zum Schluss möchte ich noch mal erwähnen das es eine absolute tolle ErFAHRung war mit einem nicht zu futuristischem und innovativen angetriebenen Motorrad zu fahren. Und das möchte ich jeden Leser hier empfehlen: fahrt mal eine Zero, ich glaube es ist egal welche…